Warum tragen wir eigentlich Schmuck, Anja Hannig?

Anja Hannig – Portraitfoto

Anja Hannig ist Goldschmiedin, Designerin und Künstlerin in Hilden. Kennengelernt haben wir uns, als ich an einem Hildener Kunstsonntag in ihr Laden-Atelier spaziert bin und tausend Fragen gestellt habe. So haben wir dann ziemlich schnell entdeckt, dass wir an der selben Hochschule studiert hatten und kamen tiefer ins Gespräch über Design und Kunst, Schmuck und Web, Professoren und unsere handwerklichen Ausbildungen. Ich habe sie letzte Woche – virtuell – besucht und ihr noch ein paar Fragen mehr gestellt.

Anhänger aus Gold – Anja HannigAlter Panzerschrank in der Goldschmiede


Warum tragen wir eigentlich Schmuck, Anja?

Wir schmücken was wir lieben, was uns wichtig ist. Ich habe meine Ausbildung in Holland gemacht. Dort heißt Schmuck Zierrat (sieraad). Zieren ist meiner Meinung nach auch das bessere Wort. Wenn wir etwas (ver)zieren durch Bemalung zum Beispiel, dann heben wir es heraus und zeigen, dass es uns etwas bedeutet. Das haben Menschen von Anbeginn getan. Heute dekorieren wir unsere Wohnung oder verzieren die Torte, die wir backen. Es geht dabei um die Aufmerksamkeit, die wir haben, für andere Menschen, für Dinge die uns wichtig sind und auch für uns selbst. Schmuck ist eine Sprache ohne Worte. Mit dem Schmuck, den wir tragen geben wir etwas von uns preis. Egal ob wir ihn für uns selbst gewählt haben oder für jemand anderen. Wir zeigen, was wir mögen, unseren Stil oder unsere Zugehörigkeit zu einem Menschen.

Schmuck ist eine Sprache ohne Worte.


Wofür schlägt dein Herz?

Für alles Unvollkommene. Zum Beispiel für meinen Garten im Winter, oder im Frühling oder eigentlich immer.  Mich rührt das Potenzial, das im Unvollkommenen liegt, egal ob es noch im Werden ist, oder schon wieder vergeht. Es ist ein Freiraum. Ich kann mir dann so viele Dinge vorstellen.


Welcher Moment während deiner Arbeit begeistert dich immer wieder?

Ich arbeite sehr intuitiv. Am Anfang eines Stückes steht nur eine vage Idee und im Prozess des Machens gibt es dann irgendwann den Moment, wo aus dem Metall und der Form und der Struktur eine „Geschichte“ wird. Es kommt etwas dazu, das man nicht sehen kann. Das fasziniert mich immer wieder.

Und woran arbeitest du gerade?

Gerade versuche ich wieder etwas Ordnung zu schaffen in meinem Atelier. Ich liebe das kreative Chaos, aber im Dezember ist es dann doch zu viel geworden. Das geschieht immer zum Jahresende, weil ich dann sehr viel zu tun habe. Also beginne ich das neue Jahr damit Ordnung zu schaffen.

SchmuckunikatSandguss in der Goldschmiede von Anja Hannig in Hilden

Wer bist du und wo finde ich dich?

Meistens kannst du mich in der Südstraße 17 in Hilden finden. Dort ist mein Atelier und dort wohne ich auch. Im Internet findest du einen Überblick über meine Arbeiten und meinen Online-Shop. Ich bin gerne im Garten mit meiner Familie und mit Freunden. Im Sommer kann man mich donnerstags fast regelmäßig im Park finden. Dort gibt es die beste Pizza außerhalb Italiens. Außerdem bin ich gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Ich habe seit zwei Jahren ein Pedelec und bin begeistert von der wunderbaren Gegend, in der wir hier leben. Immer wieder entdecke ich traumhafte Orte fast vor der Haustür.



Dein Insidertipp?

Auf der Bahnhofsallee steht in einer Gewerbehalle ein silberner Airstream. Dort kann man hervorragende Burger essen.

Wofür hast du zuletzt in Hilden Geld ausgegeben?

Für ein Kinderbuch über Elefanten.

Liebe Anja, herzlichen Dank für das Interview.


© Fotos: Anja Hannig

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