Yoga im Nichtschwimmer

Ein Gastbeitrag von Diana Lukschanderl-Girnus
Yogalehrerin in Hilden

Yoga in Hilden

Was hat Yoga mit dem Nichtschwimmerbecken zu tun? Und wie kann ich für mich eine persönliche Yogaroutine entwickeln? Yogalehrerin Diana Lukschanderl-Girnus schreibt darüber, welche Philosophie hinter Yoga steckt, wie sie dazu kam und wie man die ersten Schritte auf die Yogamatte schafft.


Mein Weg zum Yoga

Vor vielen Jahren lernte ich Yoga in einer kleinen Gruppe kennen. Es war unglaublich, mit welchem beseelten Gefühl ich nach dieser Stunde aus dem Raum nach Hause geschwebt bin. 

Trotzdem sollte es noch einige Jahre dauern, bis ich mein Herz ganz und gar an Yoga verloren habe. Lange Zeit habe ich das Wasser der Yogamatte vorgezogen, um meine Gedanken zu sammeln, einzufangen wie Pferde, die sich nicht von ihrem wilden Ritt zurück in den Stall bringen lassen wollten. 

Bis ich das erste Mal die Beruhigung meiner Gedanken und das Lindern meiner Schmerzen, die mich auf die Yogamatte gebracht haben, auch auf der Matte erfahren konnte. Von da an ging ich fleißig und regelmäßig auf die Matte. 


Diana Lukschanderl-Girnus auf ihrer Yogamatte


Was hat die Yogamatte mit dem Nichtschwimmerbecken gemeinsam?

Jeder Schritt auf die Yogamatte ist wie Schwimmflügel und Auftriebshilfen anziehen, um sich startklar für den Anfänger:innenschwimmkurs zu machen. Wir üben die bewusste Atmung, die sich im Alltag und in stressigen Situationen bewährt. Und hier liegt auch die Verbindung zum Schwimmen – keine Bewegung, weder im Wasser noch auf der Yogamatte, funktioniert, wenn nicht das Augenmerk auf der Atmung liegt.

Eine Bewegung mit der Atmung zu synchronisieren ist wie eine Melodie, die gefärbt ist durch unsere Emotionen, die an diesem Tag vorhanden sind. Die Emotionen sind dabei die Boten für unseren gerade bestehenden Zustand. Sie zeigen an, wie stark wir in Anspruch genommen sind durch unseren Alltag, was uns Freude bereitet und was uns unter Druck setzt. Es ist das Wahrnehmen von Sinneseindrücken, Reizen und Bedingungen, die auf uns treffen in unserem Alltag.

Wahrnehmen, Spüren und nicht sofort zu bewerten, schafft somit eine Möglichkeit aus der Reiz-Reaktionsschleife zu finden, in die wir im alltäglichen Stress und durch Gewohnheiten gebunden sind. Es sind bewusste und unbewusste Gewohnheiten, die uns zwar den Alltag vereinfachen, jedoch auch destruktive Abläufe in Handlungen entstehen lassen. Diese Unterscheidung ist nicht einfach und genau dafür ist die Yogapraxis auf unserer Yogamatte das Nichtschwimmerbecken. 

Jeder Schritt auf die Yogamatte ist wie Schwimmflügel anziehen

Hier erfahren wir uns, erfahren was in uns los ist, können erkennen, was für uns gut ist. Körperlich, geistig und auch im sozialen Austausch. Wo beginnen meine Grenzen, wo die von anderen Menschen? Was höre ich, wie reagiere ich und wie trete ich anderen Menschen gegenüber?


Yoga im Nichtschwimmer


Tipps für eine Yogaroutine

Wenn wir schwimmen üben, dann üben wir das in einem geschützten Rahmen. Erst dann vergrößern wir die Strecke, die Tiefe des Wassers und begeben uns nach und nach ins tiefe Gewässer oder auf die hohe See.

Im Yoga ist das genau so. Auf der Yogamatte üben wir die bewusste Wahrnehmung, die Verbindung von Atmung und Bewegung und erspüren das Empfinden, dass im Moment präsent ist.

Und warum sind diese Hilfsmittel wie Atmung, Verbindung von Atmung und Bewegung sowie die Wahrnehmung von so unglaublicher Bedeutung?

Sie ermöglichen uns in Alltagssituationen gut für uns zu sorgen, Grenzen zu wahren oder Grenzen etwas zu erweitern. Es ist die Chance, aus einer Reiz-Reaktion heraus zu gehen. Zu einem stillen Betrachter:in der Situation zu werden und eine andere Reaktion oder Vorgehensweise zu wählen. Aus diesem Grund lohnt sich das Etablieren einer eigenen, regelmäßigen Yogapraxis.

  1. Der erste und wichtigste Schritt ist zu analysieren, was mir gerade nicht so gut tut. Das können zu viele Termine sein, zu wenig „Nein“ sagen zu Anderen und zu wenig „Ja“ zu mir oder allen anderen Dingen den Vorrang geben.
  2. Keine zu großen Ziele stecken – lieber täglich 3 Minuten, statt 2 mal 2 Stunden die Woche.
  3. Beim Änderungswunsch wird häufiger der Fehler gemacht, dass ab sofort alles anders werden soll. Veränderung braucht Übung, braucht Zeit und es braucht ein Zeitfenster, in dem ich die Übung starte. Immer zu einer bestimmten Zeit.
  4. Einen Rückzugsort oder eine Ecke in der Wohnung suchen, die zur Praxis besucht wird. Das ist wie bei dem Versuch von Pawlow mit den Hunden. Unser Körper und Geist müssen dazu erzogen werden.
  5. Eine Übung suchen, die eine freudige Stimmung oder ein Wohlgefühl hervorrufen. Zur Freude hin üben – eine Praxis darf Spaß machen.

Portrait Diana Lukschanderl-Girnus

Diana Lukschanderl-Girnus


Über Diana

Diana Lukschanderl-Girnus unterrichtet offline bei www.yogaraumfuerdich.de und online unter www.mutfuerkleinedinge.com 

Privat findet man sie bei Waldspaziergängen in Hilden, im Schwimmbecken, auf Reisen und natürlich auf der eigenen Yogamatte. Oft trifft man sie auch im Süden von Deutschland an, wo sie ursprünglich herkommt. Sie liebt das Theater, Ausstellungen und die Oper. Mehr erfahren könnt ihr über auch auf Instagram, wo sie einen kleinen Einblick in ihren Alltag und ihre Gedankenwelt gibt: www.instagram.com/mutfuerkleinedinge 


Icon stadtfein

Liebe Diana, herzlichen Dank für deinen Gastbeitrag!


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